
Einsamkeit ist ein tiefes, oft schmerzhaftes Gefühl, das nicht nur unseren Geist, sondern auch unseren Körper betrifft. Vielleicht kennst du das: Dein Brustkorb fühlt sich eng an, dein Magen zieht sich zusammen oder du hast das Gefühl, dass dein ganzer Körper schwer ist. Du fühlst dich unverbunden und distanziert.
Doch was steckt dahinter? Warum ist Einsamkeit nicht nur ein emotionales, sondern auch ein körperliches Erleben?
Aus Sicht der Polyvagal-Theorie gibt es eine direkte Verbindung zwischen unserem Nervensystem, unserem Erleben von Verbundenheit und dem Gefühl der Einsamkeit. Schauen wir uns das genauer an.
Einsamkeit und das autonome Nervensystem
Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges erklärt, dass unser autonomes Nervensystem auf soziale Interaktion ausgerichtet ist. Es gibt drei Hauptzustände:
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Soziale
Verbundenheit (ventraler Vagus-Zweig): Wenn wir uns sicher und verbunden
fühlen, ist unser Nervensystem entspannt. Wir atmen ruhig, unser Herz schlägt harmonisch, und wir sind offen für soziale Kontakte.
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Kampf- oder
Fluchtmodus (Sympathikus-Aktivierung): Wenn wir Stress oder Bedrohung
wahrnehmen, steigt unser Adrenalinspiegel, unser Herz rast, und unser Körper bereitet sich darauf vor, zu kämpfen oder zu fliehen. In Bezug auf Einsamkeit bedeutet das oft eine innere Unruhe
und das Bedürfnis nach Ablenkung oder Aktivismus.
- Erstarrung oder Rückzug (dorsaler Vagus-Zweig): Fühlen wir uns tief verletzt oder isoliert, kann unser Nervensystem in den Shutdown-Modus wechseln. Dann erleben wir Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder sogar depressive Zustände. Unser Körper zieht sich zurück, unsere Atmung wird flacher, und wir fühlen uns abgeschnitten von der Welt.
Einsamkeit als körperlicher Zustand
Aus körperpsychotherapeutischer Sicht zeigt sich Einsamkeit nicht nur in unseren Gedanken, sondern auch in unserer Körperhaltung und Atmung:
- Eingesunkene Schultern und Brustkorb: Der Körper „schützt“ sich, indem er sich zusammenzieht. Dies kann zu Atemproblemen oder Engegefühl führen.
- Flache Atmung: Wer sich einsam oder traurig fühlt, atmet oft oberflächlich. Wenig Sauerstoff bedeutet weniger Energie und ein verstärktes Gefühl von Schwere.
- Verspannungen in Bauch und Brust: Der Körper speichert emotionale Belastungen oft in diesen Regionen.
Wie können wir über den Körper aus der Einsamkeit finden?
Die gute Nachricht ist: Wenn Einsamkeit ein körperlicher Zustand ist, können wir über den Körper Einfluss darauf nehmen. Hier ein paar körperorientierte Ansätze:
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Atmung
regulieren:
Langsames, bewusstes Atmen aktiviert den ventralen Vagus-Zweig und signalisiert dem Körper Sicherheit. Erst wenn wir uns sicherer fühlen, können wir Situationen besser einschätzen.
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Bewusste
Berührung:
Eine Hand auf das Herz legen, sich sanft umarmen oder sich selbst massieren kann das Gefühl von Verbindung und Geborgenheit stärken.
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Bewegung
nutzen:
Spaziergänge, sanftes Schütteln des Körpers oder Tanzen helfen, den Körper aus Erstarrung zu holen und neue innere Räume zu erschließen. Neue Möglichkeiten der Begegnung mit anderen Menschen
zu finden.
-
Soziale Interaktion
suchen: Auch
wenn es schwerfällt – schon ein kurzer Austausch mit einer vertrauten Person kann das Nervensystem beruhigen, wenn sie uns als ausreichend sicher erscheint.
- Körperwahrnehmung üben: Achtsamkeitsübungen oder somatische Meditationen können helfen, aus dem Kopf in den Körper zu kommen und sich wieder mehr mit sich selbst verbunden zu fühlen. Daraus ergeben sich neue Handlungsimpulse und eine erlebte neue Selbstwirksamkeit.
Fazit: Dein Körper als Schlüssel zur Verbundenheit
Einsamkeit ist nicht nur ein emotionales Phänomen – sie ist tief in unserem Nervensystem verwurzelt. Indem wir lernen, unseren Körper bewusster wahrzunehmen und gezielt zu regulieren, können wir aus der Isolation herausfinden und wieder in die Verbindung gehen – mit uns selbst und anderen.
Wenn du dich einsam fühlst,
versuche es mit einer kleinen Bewegung, einem tiefen Atemzug oder einer liebevollen Berührung. Dein Körper ist nicht dein Feind – er ist dein Wegweiser zur Verbundenheit.
Möchtest du dieses Thema tiefer erforschen?
Einsamkeit kann viele
Ursachen haben, und oft steckt mehr dahinter, als uns bewusst ist. Wenn du das Gefühl hast, dass du tiefer in dein eigenes Erleben eintauchen möchtest, lade ich dich herzlich zu einer
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